Achtsamkeit bei der Arbeit: Was heisst das eigentlich?

Eine Haltung, nicht eine Methode

Wenn Menschen über Achtsamkeit am Arbeitsplatz sprechen, denken viele zuerst an Meditation, Atemübungen oder kurze Pausen. Diese Elemente gehören dazu, doch sie sind nicht der Kern. Achtsamkeit im Arbeitskontext ist viel grundlegender. Sie beschreibt eine innere Haltung, die beeinflusst, wie wir sprechen, fühlen, entscheiden, zusammenarbeiten und mit Ressourcen umgehen.

In meiner Arbeit erlebe ich immer wieder: Nachhaltige Veränderung, persönlich wie organisatorisch, entsteht nur dann, wenn Menschen bereit sind, sich mit ihrer Innenwelt zu befassen. Flow, gute Zusammenarbeit und langfristiges Wohlbefinden sind keine Zufallsprodukte. Sie entstehen dort, wo Menschen präsent sind, bewusst kommunizieren, ihre Muster kennen und weniger von äusserer Bestätigung abhängig sind. Es geht um weniger Ego und mehr Tiefe.

Achtsamkeit lässt sich im Arbeitsalltag in vier Grundhaltungen übersetzen

  • Präsenz

    Im Arbeitsalltag funktionieren viele im Autopilot. Achtsamkeit bedeutet, wirklich da zu sein: zuhören statt multitasken, die eigene Aufmerksamkeit bewusst lenken und wahrnehmen, was gerade gebraucht ist.

  • Bewusste Kommunikation

    Zuhören, um zu verstehen. Sprechen, ohne vorschnell zu beurteilen. Sich ausdrücken mit Klarheit und Wohlwollen, besonders dann, wenn Themen schwierig sind. Das verändert die Qualität von Beziehungen und Zusammenarbeit.

  • Selbstregulation

    Achtsamkeit hilft, Emotionen präzise wahrzunehmen und bewusst zu reagieren. Ein Atemzug, ein kurzes Innehalten und Entscheidungen entstehen aus Klarheit statt aus Stress.

  • Reflexion

    Selbstreflexion macht eigene Muster sichtbar. Sie schafft die Grundlage dafür, alte Reaktionsweisen zu hinterfragen und neue Wege zu wählen. Auch Teams profitieren von Dialogen, in denen es um Wahrnehmen, Lernen und Weiterentwickeln geht.

Die drei Ebenen von Achtsamkeit in Unternehmen

  1. Individuell: Selbstführung

    Achtsamkeit stärkt die Fähigkeit, sich selbst zu führen: mit Fokus, innerer Ruhe, einem klaren Blick auf Prioritäten und einem bewussten Umgang mit Emotionen und Stress.

  2. Zwischenmenschlich: Beziehungsgestaltung

    Achtsamkeit wirkt direkt auf die Teamdynamik. Sie unterstützt eine offene, wertschätzende und konfliktfähige Kommunikation. Wenn Menschen präsenter sind, entsteht Vertrauen und damit auch psychologische Sicherheit.

  3. Organisational: Kultur & Haltung

    Achtsamkeit kann Teil der Kultur eines Unternehmens werden. Sie beeinflusst, wie Entscheidungen getroffen werden, wie Meetings gestaltet sind, wie Pausen genutzt werden und wie sich Menschen im Veränderungsprozess verhalten. Sie ist ein Baustein für nachhaltige und menschenorientierte Organisationen.


Fallbeispiel: Allianz & Christoph Müller-Höcker

Ein inspirierender Weg, Achtsamkeit strategisch in eine grosse Organisation zu integrieren, zeigt Christoph Müller-Höcker, Group Mindfulness Lead der Allianz Gruppe.

Er hat eine globale Mindfulness-Community aufgebaut und versteht Achtsamkeit als Teil der Organisationsentwicklung. Und zwar nicht als Wohlfühlofferte, sondern als Kompetenz für die Zukunft. Zu seinen Schwerpunkten gehören:

  • Achtsamkeit als innere Arbeit: Selbstführung, Bewusstheit, emotionale Intelligenz

  • Mikro-Praktiken wie die „Minute des Ankommens“ vor Meetings

  • Achtsamkeitsbasierte Trainingsprogramme wie „Search Inside Yourself“

  • Fokus und Prioritätensetzung bewusst gestalten

  • Achtsamkeit als Bestandteil von Veränderungsprozessen

  • Wirkung auch über KPIs messen

Seine Arbeit zeigt, dass Achtsamkeit im Unternehmenskontext wirksam ist, wenn sie als Haltung verstanden und langfristig verankert wird.


Warum Achtsamkeit wirkt und was sich dadurch messbar verbessert

Achtsamkeit zeigt ihre Wirkung auf mehreren Ebenen und beeinflusst sowohl das individuelle Wohlbefinden als auch die Leistungsfähigkeit von Teams und Organisationen. Viele Unternehmen verankern Achtsamkeit deshalb nicht nur aus kulturellen Gründen, sondern weil sie klare positive Effekte beobachten – teilweise auch über KPIs messbar.

Was Achtsamkeit konkret verbessert:

  • Fokus und Produktivität

  • Stressreduktion und Resilienz

  • Emotionale Intelligenz und Kommunikationsqualität

  • Teamkultur, Verbundenheit und Konfliktfähigkeit

  • Entscheidungsqualität

  • Gesundheit, psychische Stabilität und Absenzen

Typische KPIs und Wirkungsindikatoren

Wohlbefindensscores, Stresslevel, psychologische Sicherheit, Teamklima, Fluktuation, Absenzen, Meeting-Qualität, Fokus-Zeiten, Engagement in Achtsamkeitsangeboten.

Einladung zum Austausch

Nicht jedes Unternehmen braucht eine interne Mindfulness-Abteilung. Viele Organisationen holen sich diese Unterstützung punktuell oder extern – mit Workshops, Trainings, Impulsen oder der Begleitung von Veränderungsprozessen. Entscheidend ist die Haltung, nicht die Grösse des Programms.

Wenn du Achtsamkeit in deinem Team oder deinem Unternehmen verankern möchtest – in Workshops, in Führungsprogrammen oder als Teil von Kulturentwicklung – begleite ich dich gerne.

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